Unser erster Distanzritt

von Astrid Peters


Im Mai 2003 erhielten Nabila und ich eine Einladung zum 25. Distanzritt des Horneburger Reitvereins, einen 40-km-Ritt im freien Tempo. Also haben wir bis zum Wettkampftag (31.08.) fleißig trainiert. Und dann kam der große Tag. Die Voruntersuchung war zwar erst am Wettkampfmorgen, aber ich hielt es für besser, trotzdem schon am Vortag anzureisen, damit Nabila ausgeruht an den Start gehen konnte.

Aufladen und auch die Fahrt gingen gut –mit der üblichen Verzögerung im Elbtunnel. Am Reitstall angekommen, wollte ich gerade ausladen, als die Veranstalterin kam und mich stoppte, weil die für Nabila reservierte Box in einem anderen Stall war. Der Stall war nicht weit weg und somit schnell erreicht. Nabila bekam eine große, luftige Box und auch etwas Kraftfutter und Heu. Ich wurde ins Haus gebeten und mit einem Drink begrüßt, bei dem wir erst mal ein bisschen geschnackt haben. Da Nabila gut versorgt war, fuhr ich dann wieder rüber zum Reitstall, wo auch diverse andere Teilnehmer schon am Vortag anreisten. Es wurden Paddocks aufgebaut, Hunde ausgeführt und auch hier wieder miteinander geschnackt. Dann gab’s ein gemeinsames Abendessen und nach einem letzten Kontrollbesuch bei Nabila bezog ich mein Nachtlager auf der Ladefläche meines Mercedes Kombi. Die Länge reichte gerade für mich, neben mir lag unser Sattelzeug und das in Plastiktüten portionierte Kraft- und Zusatzfutter. Die Temperaturen sanken die Nacht bis auf 7° und es regnete einige Male. Dass mein Schlafsack bis +10° ausgelegt ist, war ein bisschen zu spüren, aber ich war morgens trotzdem recht gut ausgeruht. Ich bin dann als Erste aufgestanden, vor allen anderen, weil ich ja Nabila noch in dem anderen Stall füttern und dann für die Voruntersuchung rüberholen musste. Die begann um 7:00 und wir kamen ohne Beanstandungen durch, lediglich mit einem Hinweis auf leichte Verspannungen im hinteren Rücken (hat sie immer). Satteln, Vorbesprechung, zwischendurch eine Frikadelle und ein paar Honigwaffeln sowie ein gekühlter Cappuccino, die Zeit bis zum Start verging im Nu. Unsere Gruppe war die zweite, Startzeit 9:10 Uhr. Wir waren eine 6-er-Gruppe aus Ponies und kleinen Pferden, viele Neulinge wie ich, also ganz gut zusammengestellt. Bis zur ersten Pulskontrolle blieben wir zusammen, achteten gemeinsam auf die Wegmarkierungen und hielten ein ganz gutes gleichmäßiges Tempo. Kurz vor der ersten Kontrolle wurden wir von schnellen Reitern der späteren Gruppe überholt. Einer galoppierte sogar auf der Straße vorbei als wir auf dem Randstreifen trabten. Wir saßen vor der Kontrollstelle ab und führten das letzte Stück, damit die Pferde sich schon ein bisschen beruhigen und regenerieren konnten. Nabila fand aber das Stethoskop so aufregend, dass ihr Puls erstmal hochging und dann während des Messens spürbar abfiel. So waren wir leicht über den erlaubten 72 Schlägen und mussten kurz warten. Beim Nachmessen nach 2 Minuten war dann aber alles ok und wir durften weiter. Die Gruppe hatte sich aufgelöst und Nabila und ich ritten eine Weile ganz locker und ruhig allein weiter. Aber dann packte sie allmählich der Ehrgeiz. Als sie in der Ferne die Anderen sah, legte sie zu und schloss wieder auf. So ritten wir auch als Gruppe in die angekündigte Kontrolle auf halber Strecke. Hier war der Puls sofort ruhig genug und die Pausenzeit von 20 Minuten begann für Nabila und mich sofort.  Leider setzte jetzt heftiger Regen ein. Und beim Vortraben stand bereits ein lange Schlange an. Zum Glück hatte ich eine Decke dabei, um die Muskeln warmzuhalten. Nach 30 Minuten waren wir endlich mit dem Vortraben dran. Keine Beanstandung und die 10 Minuten sollten uns gutgeschrieben werden. Gleichzeitig mit uns gingen zwei Reiterinnen mit ziemlich schnellen Pferden wieder auf die Strecke und Nabila hängte sich wieder voll motiviert an die Beiden an. Mal zog sie im Mitteltrab los, dann galoppierte sie mal ein Stück. Unser Pulsmesser zeigte dabei Werte zwischen 110 und 120. Ich wusste, dass sie bei diesen Werten lange durchhalten konnte und ließ sie gewähren. Als wir einen Haflinger einholten, dachte ich, wir könnte uns jetzt an dessen ruhigeres Tempo anhängen, aber Nabila wollte weiter mit den Schnelleren mit. Wir kamen an ein Waldstück mit den sogenannten natürlichen Hindernissen. Hier lagen jede Menge Äste –das reinste Äste-Mikado-, die man nur im Schritt vernünftig überwinden konnte. Als wir wieder angetrabt waren, lag auch noch ein Baumstamm quer über den Weg, den sind wir dann gesprungen. Etwas weiter gerieten wir in sumpfiges Gebiet. Inzwischen waren wir wieder eine recht große Gruppe und wir waren uns einig, hier nur Schritt zu gehen bis wir wieder festeren Boden hatten. Auch die letzte Pulskontrolle passierten wir problemlos. Die Gruppe hatte sich hier wieder etwas auseinandergezogen. Und dann kam ein dicker Regenguss mit Gewitter. Es gab keine Möglichkeit zum Unterstellen. Eine Weile drehten wir die Pferde mit der Kruppe in den Wind, aber binnen Sekunden waren wir so nass, dass uns das Wasser in den Stiefeln und Handschuhen stand. Mittlerweile war die Gruppe wieder geschlossen und wir setzten uns gemeinsam in Bewegung. Ich merkte, wie der nasse Lederbesatz meiner Reithose in der rechten Kniekehle scheuerte, aber das war nun nicht zu ändern. Bis zum Ziel legten wir noch einen ziemlichen Schlängel-Kurs zurück und wünschten uns sehnlichst, endlich da zu sein. Das letzte  Stück haben wir dann alle zusammen geführt. Mit Rücksicht auf das Wetter war die Ziel-Untersuchung in der Halle. Unser Pulswerte waren super, 64 Schläge. Bei der Nachmessung nach 20 Minuten lag Nabila schon wieder bei 48. Jetzt fehlte nur noch die Nachuntersuchung, die 2 Stunden später anstand.

Ich habe Nabila erstmal am Anhänger abgesattelt, ihre Beine abgewaschen und mit dem Putzhandschuh das verschwitzte Fell saubergebürstet. Das hat sie sichtlich genossen. Dann habe ich sie noch für eine gute Stunde in ihre Box gebracht und mit etwas Kraftfutter versorgt, nachdem sie am Anhänger schon Möhren und Banane bekommen hatte. Mit Spannung wartete ich auch die Nachuntersuchung und verputzte nur nebenbei meine Portion Kartoffelsalat mit Würstchen.

Leider reagierte Nabila dann beim Abfühlen der Sehnen vorn links druckempfindlich und ging im schnelleren Trab auf Asphalt nicht ganz klar. Eine Sehnenreizung, nicht sehr schlimm, keine sichtbare Schwellung und vermutlich schnell ausgestanden, aber damit waren wir leider nicht in der Wertung.

Schade, aber ich war trotzdem stolz auf Nabila. Sie hatte eine gute Kondition und viel Spaß an der Sache gezeigt. Zuhause habe ich dann eine Stunde lang Kühlgel aufgetragen, danach abgewaschen und für die Nacht einen Retterspitz-Umschlag gemacht. Am Morgen war sie schon nicht mehr empfindlich, hat aber sicherheitshalber nochmal einen Retterspitz-Umschlag bekommen. Ein paar Tage Schrittführen auf Asphalt und dann sollte sie wieder ganz ok sein.  Beim nächsten Mal werde ich sicherheitshalber in der Zeit bis zur Nachuntersuchung Anguss-Verbände machen, dann können Reizungen gleich abklingen. Denn es wird ein nächstes Mal geben, schließlich hat es offensichtlich uns beiden Spaß gemacht.


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