Magda – oder wie der Sohn eine ganze Zucht prägte...

Anfang der achtziger Jahre war es, als Familie Tiemann beschloss,  frisches Blut in ihre Zucht herein bringen zu wollen. Marwan (Nazir / Mamsahi) – bis dato der einzige Deckhengst aus dem Gestüt – hatte mit seinen Töchtern und Schwestern eine schöne Zuchtgrundlage aufgebaut. Mit einem anderen Hengst sollte diese fortgeführt werden.

 Da der Doroteenhof immer wieder Blutanschluss an die alten Marbacher Linien sucht, lag nichts näher, als an die Quelle selbst zu fahren. Selbstverständlich fuhren Doro und Rudi Tiemann mit sehr konkreten Vorstellungen nach Süddeutschland. Ein Hengst mit sehr viel Pigment sollte es sein, möglichst ein Fuchs oder Brauner, selbstredend kein Schimmel. Damals war die Farbzucht kräftig im Aufwind und außerdem träumte Rudi schon seit langem von einem zweiten Nizar...

Nazir (von Nizar) im Alter von 30 Jahren!

Mardschan - auf dem Bild 17 Jahre alt

In Marbach kam alles anders als gedacht. Natürlich ließen sich Tiemanns alle farbigen Hengste zeigen, doch so recht „funken“ wollte es nicht. Mardschan, ein Absetzer von Saher aus der Magda machte alle Vorsätze in Richtung Farbverstärkung zunichte. Er kam, sah Tiemanns an und siegte. Der Marbacher Gestütsleiter war etwas verwirrt „Sie wollten doch einen Fuchs? Dieser wird aber ganz schnell weiß!“

Mardschan kam – nach zähen Verhandlungen – in den Norden und wurde zweiter Deckhengst auf dem Gestüt Doroteenhof. Von Anfang an bestach „Mardschi“ durch sein liebes Wesen, seine ruhige und doch arabische Ausstrahlung und seine nicht zu überbietende Gutmütigkeit. Frei unter dem Motto „Klein - aber oho!“ agiert Mardschan mit dem ganzen Charme seines Vaters Saher und jeder, der seinen liebenswerten Charakter kennengelernt hat, wird anschließend zum Befürworter des Tiemannschen Marbachers.  

 

Mit drei machte Mardschi seine Körung (Silberschleife) und seine Hengstleistungsprüfung – übrigens auch im Zuggeschirr. Schon beim Anreiten hatte sich Mardschans Talent unter dem Sattel gezeigt, mit fünf begann sein Siegeszug über die ländlichen Turnierplätze der Gegend. Auch auf Schauen präsentierte sich Marschan gut, so gewann er 1985 und 1986 in Aachen goldene Schleifen und errang beachtliche Erfolge 1995 und 1997 in Neustadt/Dosse  (u.a Gewinner der kombinierten Schau- und Reitklasse).

Er war außerdem aufgrund seiner Vielfältigkeit Araber des Jahres 1996, ist auf kleineren Distanzritten plaziert und dient dem Herrn des Hauses als unermüdliches, nie „todzukriegendes“ Jagdpferd. Seine größten Erfolge hatte Mardschan allerdings unter dem Dressursattel. Er ist bis M-Dressur ausgebildet und plaziert und hat in L auch schon gesiegt.

Mardschan unter Dagmar Löffler

Ferner hat er weit über 50 Siege in kleineren Prüfungen mit wechselnden Reiterinnen. Er läuft einfach mit jedem. Zuverlässig und unermüdlich. Vier Mädchen haben mit ihm bereits ( inkl. Springen ) das bronzene Reitabzeichen bestanden. Seine Nervenstärke stellt Mardschan regelmäßig bei Schaueinlagen unter Beweis, indem er durch Plastik springt oder scheppernde Blechdosen hinter sich herzieht. Ansonsten wird Mardschi eigentlich immer härter, ausdauernder und kompakter, halt je oller desto doller.

Mardschan war 5 Jahre lang auf der deutschen AV-TOP-TEN-Liste der Deckhengste. 

Dies allein hätte für den Doroteenhof einen wunderschönen Deckhengst und würdigen Nachfolger des Althengstes Marwan bedeutet, begründet aber noch nicht den weiten Einfluss, den Magda über ihren Sohn Mardschan auf das Gestüt der Familie Tiemann genommen hat.  Denn Mardschans Vererberkraft kristallisierte sich frühzeitig heraus. Rudi Tiemann hatte eine glückliche Hand, als er Mardschan seinen ersten Sprung mit seiner Zuchtstute Nazira (Nazir / Wega aus der Zucht von Friedrich Hagemann) machen ließ. Nazira war schon immer Tiemanns ganzer Stolz gewesen und sie war ein Hingucker: Eigensinnig, launisch, sprühend vor Elan und stets präsent. Manchmal wirkte sie fast wie ein Hengst, so dynamisch war ihr Auftreten und doch, wenn sie still dastand und ihre Umgebung wachsam erspähte, dann wirkte sie wie aus 1001 Nacht.

Zu dem Zeitpunkt, als sie das erste Mal von Mardschan gedeckt wurde, war Nazira bereits eine erfahrene Mutterstute. Mardschan sollte ihr letzter Hengst werden. Nach der geglückten Anpaarung, wure sie fortan nur noch mit Mardschan belegt. Es fielen fünf Fohlen aus dieser Verbindung:

R.T.Royal Naggaf (1986), R.T. Neschty (1987), R.T. Weega (1988), R.T. Nazzir (1990) und  R.T. Bint Nazzira (1991).

 

Nazira - Grande Dame vom Doroteenhof - und was für ein Gesicht...

Von diesen fünf Pferden sind vier im Gestüt verblieben und bilden eine solide und ausdrucksstarke Grundlage der Tiemannschen Zucht.   

R.T Royal Naggaf ist sicherlich der bekannteste der Mardschi-Söhne. Er ist einer der wenigen Hengste, die es geschafft haben, sowohl im Schauring, als auch im Dressurviereck zu bestehen. Seine ganzen Erfolge aufzulisten, würde den Rahmen sprengen, erwähnt werden sollte aber 1996 - Neustadt/Dosse, Klassensieg und höchste Note der Schau: 93,0 (22 im Typ!) und Preis für Schönheit & Leistung (verliehen von Ursula Lixfeld, dem Araberverband und dem Araber-Journal)  und  1998 - Marbach, 2. seiner Klasse und Gewinner des Marbach Cups. Seine Erfolge auf Schauen verblassen jedoch, wenn man Naggaf als Reitpferd betrachtet. Er hat so viele Reitpferdepoints, das er sowohl Araber- als auch Warmblutbegeisterten gefällt. Schon als junges Pferd startete er in 10 Materialpferdeprüfungen gegen Warmblüter. Er errang dabei eine gute Durchschnittsnote von 7,2. Daher sollte Naggaf seine HLP durch seine Turniererfolge erringen. Leider sind die genauen Bedingen der HPL für arabische Pferde unter dem Sattel nie so verifiziert worden, dass sie für Araber zu erreichen wären. Inzwischen hat Naggaf mit seiner ständigen Reiterin Iris Sautmann eine Lebensgewinnsumme von  2.255,- DM (bis Klasse L) errittten. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Naggaf

Nazzir unter Dagmar Löffler

Der zweite Sohn dieser Verbindung kann seinen Vorfahren Nazir nicht verleugnen. Nach diesem ist er auch benannt worden – Nazzir. Dieser voll im arabischen Typ stehende Hengst hat seine Körung und seine HPL mit Bravour absolviert. Seine Bereiterin in Marbach schwärmte von seiner steten Leistungsbereitschaft und seinen feinen Manieren.

Nazzir gehört zu den Arabern, die den arabischen Flair besitzen und sich dennoch sehr gut reiten lassen. Im Gelände stellt Nazzir immer wieder seine enorme Nervenstärke unter Beweis, egal ob flach oder bergig, Wind, Sonne oder Regen - Nazzir kann so leicht nichts erschüttern. Und welcher Araber kann schon von sich behaupten so vielseitig zu sein, wie Nazzir: A-Springen, M-Dressur, Ausreiten, Jagdreiten, Messe- und andere öffentliche Auftritte, Erfolge im Schauring, Kinderreiten, straßensicher, problemlos im Umgang - auch mit Stuten, guter Vererber, sowohl was Typ als auch Charakter betrifft...   Was will man mehr?! Nazzir steht zwar noch im Gestüt Doroteenhof, gehört aber nicht mehr Familie Tiemann. Als diese sich vor einigen Jahren von ihm trennen wollten, da Vater, Bruder und Schwestern noch im Gestüt waren, ertrug seine langjährige Reiterin den Gedanken nicht, sich von ihrem Freund trennen zu müssen und kaufte ihn kurzerhand. Nazzir gehört nun Dagmar Löffler, steht aber weiterhin auf dem Doroteenhof als Deckhengst zur Verfügung.

Eine Nazzirtochter R.T. Sachara (aus der Sherifa – Saklawia / Sethos) ist inzwischen in die Riege der Zuchtstuten mit aufgenommen worden und wird wohl im Frühling zum ersten Mal belegt werden, da sie ihre erste Reitausbildung erfolgreich hinter sich gebracht hat. Sie hat Erfolge bis Klasse A auf Hausturnieren errungen und in Neustadt Dosse ihre Stutenleistungsprüfung absolviert. Außerdem ist sie als Prämienstute anerkannt worden.

Sachara

R.T. Weega 

Die beiden Magda-Enkelinnen R.T. Weega und R.T. Bint Nazira sind nach ihrer Mutter Nazira und ihrer Großmutter Wega (Winette / Ghazal) benannt worden. Beides sind sehr typvolle, rahmige Stuten, die – ebenso wie ihre Vollbrüder Nazzir und Naggaf – zahlreiche Schauerfolge zu verzeichnen haben.

Weega gewann u.a. 1998 den Marbach-Cup (ausgeschrieben für Pferde, die mindestens 50 % Marbacher Blut haben) und bekam 1999 den Titel der Elitestute, verliehen vom Araberverband, Preis für alte Maracher Linie, in diesem Fall für die Stute Sahmet (Hadban Enzahi / Jatta). Bint Nazira ist ebenfalls Anwärterin zur Elitestute, sie wurde letztes Jahr prämiert.

Von Weega sind zwei Nachkommen im Gestüt verblieben, beide vom Althengst Madkour I. Die Stute R.T. Winizza und der Hengst R.T. White Magic. Letzterer ist gerade eingeritten worden und zeigt sich unter dem Sattel, wie alle „Tiemänner“ leistungsbereit und ehrlich.

 

Winizza

Mardschi - hat immer viel zu sagen!

Zählt man all diese Pferde zusammen, so ergibt sich eine Zuchtbasis mit typvollen und korrekten Pferden, deren Schau- und Reiterfolge für sich selbst sprechen.  Magda hat durch ihren Sohn Mardschan nachhaltigen Einfluss auf das Gestüt Doroteenhof genommen und Mardschans Kinder haben es ihr gedankt durch ihr erfolgreiches Abschneiden in der Araberszene – eine rundum gelungene Verbindung.

Und an dieser Stelle einen herzlichen Glückwunsch als Mardschan – er wurde dieses Jahr zwanzig Jahre alt!

 

Katja Czeczota

 


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