Rory´s Vorgänger

Um zu erklären, warum es denn nun ausgerechnet ein Vollblutaraber sein musste, möchte ich kurz meinen reiterlichen Werdegang beschreiben.

Erst im fortgeschrittenen Alter von 13 Jahren begannen meine Eltern „den großen Fehler“ ihrer Tochter in Dänemark  Ponyreiten zu lassen. Ein Ereignis mit weitreichenden Folgen, denn im Sommer darauf wurde in Bayern Urlaub auf dem Bauernhof gemacht und schließlich erfolgte zwangsläufig die Anmeldung zur Reitschule.

Schlimm wurde es allerdings erst, als ich ein Praktikum als Tierarzthelferin machen wollte und „nur“ eine Stelle als Pferdepflegerin bekam. Denn dort standen sie nun zu Hauf´: Vollblutaraber, Partbreds und Anglos. Das Schicksal nahm seinen Lauf; am Ende des Schulpraktikum bekam ich den arabischen Deckhengst Ahmal als Pflegepferd. Im Charakter einwandfrei (aber sehr kitzelig!) wurde er zum besten Lehrmeister, den ein Reiter sich nur wünschen kann. Sanft sollte man mit ihm umgehen, beim Reiten weich mit der Hand und doch konsequent, sonst hätte man womöglich die ganze Stunde mit ihm durchgaloppiert. Ein Pferd, dem man unbedingt vertrauen konnte und der in mir schon damals den schwachen, aber scheinbar unerreichbaren Wunsch nach einem Araber aufkeimen ließ.

Im Laufe der Jahre folgten viele Pflegepferde unterschiedlichster Art, doch immer wieder waren es reine Vollblüter oder Arabermischlinge.


Rabdan a.d.Rualla von Wisznu

Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle zwei Pferde, die mich prägten: Zum einen den zweiten Deckhengst des Gestütes am Iland „Rabdan“, der mich durch sein unglaubliches Temperament, gepaart mit Sanftmut und Charakter begeisterte. Mit ihm durchs Gelände zu stromern, seine Unerschrockenheit vor jeglichen Gefahren zu spüren oder ihn Besuchern unter dem Sattel ( oder auch auf blankem Pferderücken) vorzustellen, wurde für mich zum hellen Vergnügen.  
Und dann kam „Ali“, ein Ahmal-Sohn aus einer Hannoveranerstute, der den Gang der Großpferde mit dem Charme der Araber in sich vereint hatte. Ihn ritt ich sechs Jahre lang, machte schwere Zeiten dank Verletzungen und Unfällen  durch und konnte ihn fast behandeln, wie ein eigenes Pferd. Unter keinem anderen ging er so locker, wie unter mir, gemeinsam begannen wir den harten Weg der klassischen Dressur einzuschlagen und hätten ihn weiter beschritten, wenn nicht die niederschmetternde Diagnose „weit fortgeschrittene Hufrollenerkrankung“ unserem Streben ein Ende gesetzt hätte. 


Alibaba von Ahmal
(Hannoveraner /Araber)

Ich sollte ihn geschenkt bekommen, den reinweißen Schimmel mit dem ängstlichen Kindergemüt, doch schweren Herzens siegte bei mir die Vernunft und ich sagte mir: Lieber ein junges Pferd kaufen und sich den arabischen Traum erfüllen, als ein todkrankes Pferd zu übernehmen.  

Am Tag, als ich zum ersten Mal losziehen wollte, um junge Pferde anzukucken, ritt ich frühmorgens auf dem Schimmel aus, voll des schlechten Gewissen ihm gegenüber. Glück oder Unglück? Ali verlor den Halt und stürzte kopfüber - nicht einmal im Schritt konnte er sich mehr auf den Beinen halten. An diesem Morgen rang ich mich wirklich zum Kauf eines eigenen Pferdes durch, doch noch monatelang hatte ich Alpträume, durch die mein Ali hindurchgaloppierte. Das Gefühl, ihn im Stich gelassen zu haben, hat mich bis heute nicht losgelassen. Und so lieb ich mein eigenes Pferd habe, Ali wird immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen.


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