Der Name Mutabor

Rory, das ist nicht der korrekte Name von meinem Pferd. Laut seinen Papieren heißt er „Mutabor“, das ist lateinisch und bedeutet soviel wie „ich werde verändert werden“.

Sich verändern, das tut Rory ständig, manchmal von einer Sekunde zur anderen, und das ich etwas mit dem verändern zu tun habe, positiv gesehen, das will ich hoffen.

Als Mutabor noch nicht mir gehörte und namenlos mit seiner Mama über die Weide tollte, da meinten einige, er verdiene einen ganz besonderen Namen, allerdings mit „M“ müsste er schon sein. Karin Schmul fiel schließlich ein, dass es da doch so ein Märchen gebe, in dem komme so ein schönes Wort vor. Kennen Sie das Märchen? Es heißt „ Die Geschichte von Kalif Storch“ und die geht so:  

Eines Tages bot ein alter Mann seine Waren vor dem Palast des jungen Kalifen feil. Dieser schickte nach ihm und kaufte ihm eine selten aussehende Schnupftabakdose mit einem alten Schriftstück ab. Ein eilends herbeigerufener Gelehrter übersetzte die Schrift:  

Mensch, der Du dies findest, preise Allah für seine Gnade! Wer von dem Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: Mutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln und versteht auch die Sprache der Tiere. Will er wieder in seine menschliche Gestalt zurückkehren, so neige er sich dreimal gen Osten und spreche wieder jenes Wort. Aber hüte Dich, wenn Du verwandelt bist, dass Du nicht lachest, sonst verschwindet das Zauberwort sogleich gänzlich aus Deinem Gedächtnis, und Du bleibst für immer ein Tier.

Der Kalif ward darob sehr aufgeregt und erprobte mit seinem alten Vertrauten, dem Großwesir, gleich am Abend an einem stillen Teich die Wunderdose aus. Einen Storchen sahen sie und zu Störchen wurden sie. Und - oh Wunder! - sie hörten das Gespräch der Störche. Dieses war so komisch, dass sie lauthals loslachten. Doch, oh weh! Nun hatten sie das Zauberwort vergessen. Traurig wanderten die zwei Verzauberten tagelang umher und suchten schließlich hungrig und müde ein verfallenes Haus als Unterschlupf auf. Hier fanden sie eine kleine Eule, die jämmerlich weinte. Auch sie war von dem bösen Zauberer Kaschnur verzaubert worden. Eben jenen Zauberer, der schon tagelang damit angab, den Kalifen getäuscht zu haben. Die kleine Eule, die in Wirklichkeit eine Prinzessin war, wusste wo der Zauberer sich abends aufhielt, doch wollte sie dies nur versprechen, wenn einer der Herren verspräche, sie zur Frau zu nehmen. Da der Großwesir schon verheiratet war, willigte der Kalif zögernd ein. Jubilierend zeigte die Eule den beiden Störchen den Platz, an dem sich der Zauberer gerade brüstete, was für ein schweres Zauberwort er gewählt hatte. Rasch bückten die Störche ihre langen Hälse der Sonne entgegen und riefen „Mutabor“! Sogleich nahmen sie wieder ihre alte Gestalt an. Und als der Kalif seinen Blick von seinen eigenen prächtigen Gewändern hob, erblickte er ein Mädchen, herrlich geschmückt, anmutig und schön. Der Kalif, der Großwesir und die Prinzessin kehrten in den Palast zurück, es gab eine große Hochzeit und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende, doch nie vergaßen sie das Zauberwort, das ihnen soviel Freud und Leid gebracht hatte

-   MUTABOR........  

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